Wir können uns immer
zurückziehen. Den Schwanz einziehen wie geprügelte Hunde, für uns allein
jammern, damit uns niemand bemerkt. Wir können uns sogar umbringen, um uns zu
befreien von der Schande der Mittellosigkeit, des Unvermögens, der Schwäche.
Wir können Alles aufgeben. Die Anderen haben gesiegt, wir sind die Besiegten,
ist es nicht so?
Wir können überhaupt keinen
Widerstand leisten. Die Partisanen sind Pimpfe aus anderen Zeiten. Diese Zeit
ist nicht für die Helden der Vergangenheit, die waren herausragend, wir sind
ein Nichts. Die Anderen haben gesiegt, weil sie zahlreicher waren, weil sie
besser waren, doch hauptsächlich deshalb, weil jene immer das erreichen
konnten, was sie wollten.
Wir können die
Gesetzmäßigkeit der Sache akzeptieren. Wir sind nicht für mehr geschaffen.
Soviel Zeit, soviele Möglichkeiten uns gegeben worden sind, auf wieviele
Talente wir früher einmal stolz waren, dass wir sie hätten. Alles waren
Illusionen und Märchen. Das ist die grausame Wahrheit. Die Anderen sind besser,
zahlreicher und dynamischer. Wirklich?
Um nur die obigen
Überlegungen zu ergänzen, möchte ich eines fragen: Habt ihr gesehen, wer uns
besiegt hat?
Du, mein Freund, der du
schaust und nicht vor dich siehst, hast du gesehen, wer dich besiegt hat? Du
hast sie gesehen und du akzeptierst, dass die dich besiegt haben? Sag jetzt mal
wirklich, schaust du sie wirklich an? Sind die es wert, dass sie dich besiegen?
Ziehst du dich vor denen zurück? Hast du wegen denen gejammert? Hast du dich
umgebracht, weil du sie nicht aushalten konntest? Wirklich, mein Freund?
He, ihr Jungs, akzeptiert
ihr das wirklich? Dass sie mit euch machen, was sie wollen? Jetzt wirklich, was
seid ihr für Männer? Seid ihr schwer von Begriff? Wirklich, Jungs? Und ihr
akzeptiert es, weniger Mut zu haben als eure Alten, he? Als die, die arm und
hungrig waren, die Zitronenschalen gegessen haben, Feigen und einen dreifachen
Cognac. Als diese alten Hungerleider, die in ihrer Jugend einen Kopf kleiner
waren als ihr! Die nur an Weihnachten und Ostern Fleisch zu essen hatten. Seid
ihr schwächer als die?
Und du, Mädchen? Bist auch
du weniger stark als deine Großmutter? Hat sie dir denn nicht gesagt, bevor sie
für immer aus dieser grausamen Welt verschwand, was der Ausdruck „du wirst ihn
lieben“ wirklich bedeutet? Hat sie dir gesagt, wer als erster, wer als zweiter
und wer als dritter sie vergewaltigt hat, bevor gesetzesgemäß ihr Mann sie
vergewaltigte? Hat sie dir von dem Feld erzählt, wo sie deine Mutter geboren
hat? Hat sie dir vom Hunger, den Prügeln, der Schande gesprochen? Und du,
Mädchen, hast du deine Großmutter vergessen? Ich glaube, ihre letzten Worte
waren „du sollst glücklich sein“. Bist du glücklich, Mädchen? Auch wenn du das
akzeptierst?
Erinnert ihr euch, Freunde,
wie an der Schule die waren, die uns besiegt haben? Der Streber, der
Langweiler, der, der noch nie mit einem Mädchen geschlafen hat, das
Mamasöhnchen, der Kasper, der Bösartige, der Armselige, der Leblose. Erinnert
ihr euch an die? Erinnert ihr euch, dass ihr manchmal ihre neiderfüllten Blicke
ertragen habt? Erinnert ihr euch an eure Ratlosigkeit, wenn ihr ihre Eifersucht
gespürt habt, erinnert ihr euch an jene Vorfälle, als euch einer von denen
sagte: „Ich werde es dir zeigen!!“ Damals habt ihr gelacht, ihr Jungs und ihr
hübschen Mädchen. Doch haben sich die Zeiten geändert, he? Ihr seid besiegt
worden von den Mamasöhnchen und den Leblosen. Ist das okay?
Wirklich, wollt ihr, dass
das so weitergeht? Wirklich, haltet ihr es aus, dass es so weitergeht?
Wirklich, ist eure Niederlage rechtskräftig und unwiderruflich? War es das? Ist
es zu Ende? Sind die mutigen Jungs und die hübschen Mädchen Vergangenheit? Ist
Alles Vergangenheit? Wollt ihr nicht, dass es sich ändert? Akzeptiert ihr eure
Niederlage? Wird sich jemand von euch morgen oder übermorgen umbringen aus
Armut, aus Unvermögen, aus Mittellosigkeit, aus Feigheit?
He Leute, seid ihr
vielleicht feige?
Seid ihr vielleicht
Hosenscheißer? Angsthasen, seid ihr
vielleicht keine Männer, pinkelt ihr euch in die Hose?
Sind all die Worte umsonst?
Wart ihr vielleicht immer
weniger als ein Nichts?
Wart ihr vielleicht nie
stolz, stark, tapfer?
Oder habt ihr vielleicht
vergessen, was ihr wart?
„Um dich an etwas zu
erinnern“, sagte mein Großvater immer, „musst du es einmal erlebt haben.“
„Um dich an etwas zu
erinnern“ sagte meine Großmutter immer, „muss es dir gefehlt haben. Und wehe
dir, wenn du es nie erlebt hast.“
Ich möchte etwas
vorschlagen: Ich schlage vor, wir setzen uns alle zusammen, wir strengen
unseren Verstand an und erinnern uns. An Alles. Wann haben wir uns stark
gefühlt auf unseren Beinen. Wann haben wir uns unsterblich verliebt. Wann haben
wir unsere eigenen Dinge zurückgestellt und jemanden Anderen unterstützt, ohne
ein eigenes Interesse, sondern weil das das Richtige war. Wann haben wir die
wahren Worte des Freundes gehört und wann wurden wir verraten, doch wir haben
es überwunden. Weil wir damals mutig und schön waren. Jetzt sind wir das nicht.
Ich möchte vorschlagen, es
ist Zeit, damit aufzuhören. Wir müssen um uns her schauen und begreifen, was
wir sehen. Wir müssen anfangen, zu fühlen, was los ist, wer dafür verantwortlich
ist, was los ist, wer die Herrschaft über uns hat. Und wenn uns der Streber,
der Langweiler, der, der noch nie mit einem Mädchen geschlafen hat, das
Mamasöhnchen, der Kasper, der Bösartige, der Armselige, der Leblose der Schule
beherrscht, müssen wir das begreifen, außerhalb und jenseits jeden Zweifels.
Wir müssen uns wieder wie junge Männer und Frauen auf dem Höhepunkt unserer
Kraft fühlen. Wir müssen unsere Kräfte mobilisieren, die Ärmel hochkrempeln,
falsche Freundschaften und interessengeleitete billige Bündnisse vergessen, den
Schmutz von uns abschütteln. Wir müssen die Phase des Alle gegen Alle beenden.
Wenn Einer gegen Alle steht, wie effektiver wird das sein?
Doch das wird die ganze
alte Kraft, die ganze Würde, den ganzen Mut erfordern. Wir wissen heute mehr
denn je. Wir sind stärker denn je. Wir schlafen, ja. Wir träumen voller Angst,
Unruhe, oberflächlich und ohne Träume. Und wir träumen nicht, wir erleben den
Alptraum. Doch jetzt müssen wir die Augen aufmachen. Der Schlag ins Gesicht
muss sich in Rauch auflösen. Wir müssen diese Zeit klar stellen. Wir müssen
dieser Zeit ebenbürtig sein. Unsere Alten müssen freudig sterben können. Auch
wir müssen wieder lachen können. Wir müssen wieder voller Schöpferkraft sein.
Es ist schon einmal
geschehen, ihr Herren. Von Schwächeren, von Hoffnungslosen. Von Mutigen. Von
außerordentlichen Menschen.
Und es muss wieder
geschehen, andernfalls wird die Geschichte uns ungünstig gesonnen sein – und
man kann es nicht mit der Geschichte aufnehmen, sie hat unzählige Völker
ausgelöscht im Verlauf der Geschichte.
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